Gannet 1954

Bei Ändu auf der Les Ateliers-Terrasse sitzend, Blick in den Sonnenuntergang und schon war sie da, die Bieridee: «Wir brauchen ein Gefäss, das man im Boden verbuddeln kann, um vor Lärm und Wetter geschützt, Konzerte zu veranstalten.» Der havarierte Kahn, der auf Grund lief und zu dieser Zeit Schlagzeilen machte, kam nicht mehr in Frage – «der hat ein Leck». Aber ein anderes Schiff vielleicht?

Unzählige Internet-Recherchen später posaunte Tom: «Wir fahren in zwei Wochen nach England! Schiffe gucken!»

Vier Basler Landratten, pardon nur drei Landratten (Katja, Tom und Roy) – Ändu war ja immerhin früherer Rheinschifffahrtskapitän und wurde deshalb als Nautik-Experte ins Kernteam dieses verrückten Unterfangens aufgenommen – strandeten in Chatham, Rochester um sich zu verlieben: in ein riesiges, rotes, stählernes Hinterteil. Denn das war das Erste, das sie zu Gesicht bekamen, als das Leuchturmschiff GANNET vor ihnen im Morast lag.

Schnell war klar: dieses rostige Ding muss so schnell wie möglich nach Basel – zum Schrottpreis!

Die rote dicke Dame war zu schwer und zu hoch – doch immerhin noch seetüchtig. Ballast musste raus! Welcher Ort auf dem Weg nach Basel war hierfür wohl am besten geeignet um paar üppige Kilos loszuwerden? Klar: Rotterdam und seine umliegenden Werften.

Das Mahagoni-Holz der Kajüten wurde eigenhändig herausgerissen, um zwei Jahre später Restauranttische daraus zu fertigen, Längsschotte wurden mit Plasmaschneidern herausgebrannt, der Leuchtturm eingekürzt.

Mit dem passenden, ausbalancierten Wettkampfgewicht und der exakt bemessenen Höhe um unter sämtlichen Brücken hindurch zu schwimmen, musste nur noch der geeignete Pegelstand des Rheins abgewartet werden. Das Glück auf unserer Seite, hatten wir ein Zeitfenster von ein paar Tagen, um die GANNET nach Basel zu bringen – aufgrund des niedrigen Wasserstandes des Rheins, wäre dies die Jahre zuvor nicht möglich gewesen.

Festgezurrt und als seitliches Anhängsel eines Containerfrachters machte sich GANNET auf ihre Reise zu ihrem letzten Bestimmungsort – dicht von einem an Land mitfahrenden Wohnwagen (Andy, Katja, Tom und Roy wechselten sich als Autofahrer und blinde Passagiere an Bord des Containerschiffs ab) verfolgt.
Von ‘S-Gravendeel gings durchs Gebirge an der Lorelei vorbei nach Basel, um schon bald zum finalen Flug anzusetzen: ein riesiger Kran hievte die rote Dame am 6. August 2019 aus dem Rhein auf den Holzpark Klybeck!

GANNET schwamm, flog und landete: Am 6. August 2019 durfte GANNET getreu ihrem Namen (GANNET ist ein Meeresvogel und heisst zu Deutsch Tölpel) noch ein letztes Mal durch die Lüfte segeln. Möglich machte dies der grösste Raupenkran von Europa (ein lautes Dankeschön ans Team von Emil Egger) – bis anhin waren die 500 Tonnen der GANNET auch der schwerste Hub Europas.

Ohne Knirschen und Knarren fühlte sich GANNET nach mehreren Stunden bereits sehr wohl in ihrem neuen Nest auf dem Holzpark Klybeck in Basel.

Der Tölpel ist also tatsächlich auf dem Holzpark Klybeck in Basel gelandet. Zeit, ihn auszuweiden! Konnten die Längs-Schotte bereits in S’Gravendeel auf der Werft entfernt werden, mussten die Quer-Schotte für den Hub aus Stabilitätsgründen noch drinnen bleiben. Bevor mit dem Holz-Ausbau gestartet werden konnte, musste also sämtliches Stahl raus.

Ohne die freiwillige Hilfe unzähliger guter Seelen, wären wir nach zwei Jahren Umbau noch nicht fertig. Herzlichen Dank an:

Pesche, Zae, Claudine, Liti (Litwan Montagen), Seba, Jan, Xoff, Ivo, Marisol, Matze, Freya, Konsti, Marco, Nina, Rahel, Julia, Max, Luca, Moe, Luca, Howie, Dirk, Sascha, Serafin, Caesar (Caesar Zumthor), Hen (Studio Noun), Permatech, Drees & Sommer-Team, Aviatic Films, Matt & Michael Pratt, Gerben, Kevin, Steve, David, Noëmi, Anuk, Urs, Daniel, und, und, und... Grosse Amore!

Katja, Tom, Roy, Ändu